3. Oktober 2016

+ das Kind in dir, muss Heimat finden.


       

an mein inneres Kind.


ich ignoriere Dich, manchmal.
tue so, als gäbe es Dich nicht.
ich bin nicht gut zu Dir.
ich tröste Dich weder, noch achte ich auf deine Sensibilität.
ich höre Dich nicht, wenn Du mich am lautesten rufst.
und, mich am meisten brauchst.
im Verdrängen, bin ich gut.
ich war Meisterin darin.
bis, ja, bis vor sechs Jahren, ungefähr.

da brach alles zusammen - da fiel das Kartenhaus zusammen.
keine Kraft mehr, hieß es, 'ausgebrannt' und depressiv, sei ich.
mein Baby im Arm, schon eine Überforderung sondergleichen.
'postnatale Depressionen', ja ja, schon klar...

es war aber nicht, das kleine Mädchen, im meinem Arm, es war das kleine Mädchen, in mir drin.

wie konnte ich nicht aufmerksam sein, dann, wenn Du mich gebraucht hast.
wie habe ich allen ernstes geglaubt, ein Baby bekommen und gross ziehen zu können, wo ich doch nicht einmal selbst, 'groß genug' (geworden) war.
wie nur, konnte ich das tun, ohne - für mich selbst - gut genug 'Sorge tragen' zu können...

ich weiss es heute nicht mehr.
die Liebe, dachte ich, würde alles schaffen, könnte alles überstehen, alles erreichen, alles tragen...
so viele Fehler habe ich gemacht.
so viele 'falsche' Entscheidungen getroffen.
zu sehr darauf vertraut, dass wir, gemeinsam, alles schaffen werden würden...

nicht ein anderer Mensch, eine ganze Familie, sollte an erster Stelle stehen - ich selbst, hätte zu allererst, für mich selbst, sorgen und Sorge tragen müssen.
und erst dann, für eine ganze Familie.
vielleicht, ja vielleicht, hätten wir es dann, gemeinsam, schaffen können.
vielleicht wäre dann, unsere Familie noch 'ganz' und wir wären zusammen.
nicht geteilt, in drei Teile.

Du hättest auf Dich aufpassen müssen.
Du hättest Dich an erste Stelle setzen müssen.
und erst dann, einen anderen, einen Partner, an Deiner Seite.



vieles habe ich nicht richtig gemacht, iden letzten fünfzehn Jahren.
nicht einmal ansatzweise.

darum, so muss ich heute denken, bin ich jetzt auch allein.
muss 'die Quittung', jetzt dafür annehmen lernen.
für all die Fehler.

für das, was ich Dir und mir angetan habe.
war denn alles falsch?
war ich denn nie gut zu Dir?
was hätte ich denn tun oder lassen müssen?

ich weiss gar nichts mehr.
die Welt ist aus den Fugen.
auf den Kopf gestellt.
komplett aus der Waage.
weder oben, noch unten.
es gibt weder rechts, noch links.

egal wohin ich blicke, es scheint keinen Ausweg zu geben.

wieder drin also, in dem 'tiefsten Loch'.
im Strudel der negativsten Gedanken.
nach bald drei Monaten Klinikaufenthalt.
gerade erst "Zuhause" angekommen und schon wieder 'drin'...

jetzt bin auch ich mit meinem Latein am Ende.
die Hoffnung stirbt zuletzt?
______.